Perspektive DVT – 3-D Bildgebung in der Schädeldiagnostik

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Erfahrungsbericht

3D Bildgebung in der Schädeldiagnostik
Erfahrungsbericht und Update des Standards



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Im DVT stellt sich der Befund eines organisierten Hämatoms mit einer zusätzlichen sekundären Einblutung dar.
In der ProFace Darstellung lässt sich die subkutane Schwellung am linken Nasenabhang gut nachvollziehen.


Freitag, 18.09.2018


Die bildmorphologische Darstellung verschiedener Pathologien spielt in der Diagnostik und Therapieplanung eine wesentliche Rolle im Kopf-Hals-Bereich. Nach anfänglicher Anwendung von 2D Röntgentechnik einzelner Strukturen, wie die der Felsenbeine oder der Nasennebenhöhlen, hat sich die 3D- computertomographische (CT) Darstellung als konventioneller Standard vor 25 Jahren etabliert. Seit einigen Jahren bietet die digitale Volumentomographie (DVT) eine neue radiologische Alternative mit erheblichen Vorteilen für Patienten und den behandelnden Arzt im Vergleich zum klassischen CT, insbesondere im Bereich der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde [1]. Die diagnostische Anwendung des DVT im HNO Bereich bietet sich bei einer Vielzahl von Indikation im Bereich der Nasennebenhöhlen (Chronische Sinusitis, Mukozele, Aspergillose, Invertierte Papillome, Karzinome), Mittelgesichtsfrakturen und im Bereich der Mittel- und Innenohrstrukturen (Mastoiditis, Mittelohr-Deformitäten, Cholesteatome, Stapesluxation, Otosklerose und Lagekontrolle Cochlea Implantate) [2]. Aufgrund der sehr geringen Strahlenbelastung bietet sich diese Diagnostik bei adäquater Indikation ebenfalls bei Kindern an [3].

Das DVT der Firma SCS MedSeries H23 fertigt ultrahochauflösende nahezu Artefakt-freie 3-dimensionale Röntgenaufnahmen des Schädels innerhalb von wenigen Sekunden Aufnahmezeit an. Das DVT ist mit einer isotropen Auflösung von 75 μm in der Lage, feinste Strukturen im zu untersuchenden Bereich darzustellen. Die Weiterentwicklungen dieses Systems mit dem Einsatz einer 120kV Röntgenquelle sowie eines intelligenten Algorithmus führen zu einer weiteren Reduktion der resultierenden Strahlenbelastung von bis zu 33%. Im Rahmen der Teilgebietsradiologie-Anforderungen erlaubt das DVT die Diagnostik und weitere Therapie aus einer Hand des HNO Arztes. Alle genannten Eigenschaften des DVT, vor dem Hintergrund einer um mindestens 50% verringerten Strahlenbelastung im Vergleich zur klassischen Computertomographie ermöglichen die Einhaltung des in §6 Abs. 2 der Strahlenschutzverordnung geforderten maximal möglichen Reduktion der Strahlenexposition analog dem ALARA Prinzip. Die zahlreichen Einsatzmöglichkeiten werden hier beispielhaft an interessanten Fällen dargestellt.


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Methodik:
Einsatz des digitalen Volumentomographs SCS MedSeries H23 (SCS GmbH, Aschaffenburg) mit multiplanaren Rekonstruktionsebenen, hochauflösendem Detektor und gepulster Röntgenquelle in verschiedenen Indikationen im Hals- Nasen-Ohrenbereich.

Ergebnisse:
Hochauflösende 3D Bildgebung mit multiplanaren Rekonstruktions- ebenen als Standard in der HNO, einer erreichbaren Dosis im Bereich der täglichen terrestrischen Strahlenbelastung durch ultra low dose Protokolle und 120 kV Strahlenquelle erlaubt eine deutlich verbesserte Röntgendiagnostik im Kopfbereich mit gleichzeitig deutlich verringerter Strahlenbelastung für den Patienten.

Klinische Beispiele:
Patient V.J. (m, 14 Jahre) mit einer Nasenfistel mit großlumiger Ethmoidzelle und Anschluss an den Subkutanbereich mit Aufwölbung im rechtslateralen Bereich des Nasendorsums.
Die chirurgische Sanierung erfolgte navigationsgestützt auf Basis des DVT-DICOM Datensatzes. histologisch ergab sich der Befund eines Lipoms. Zuvor wurde ein Anschluss der Fistel nach intrakraniell ausgeschlossen.
Patient L.F. (m, 10 Jahre) mit Z.n. einer Nasenpyramidenfraktur 2 Wochen zuvor und einer nun auftretenden linkslateralen Schwellung sowie einer starken Nasenatmungsbehinderung linksseitig.

Diskussion:
Die 3D Bildgebung mit Ihren multiplanaren Rekonstruktionsebenen definiert durch Verwendung eines hochauflösenden Detektors, einer gepulsten Röntgenquelle und die Möglichkeit zur Aufnahme des gesamten maxillofazialen Bereichs in nur einer Aufnahme ein breites Indikationsspektrum. Die Anwendung von ultra low dose Protokollen resultiert in Dosiswerten analog der täglichen terrestrischen Strahlenbelastung, was vor dem Hintergrund einer nahezu Artefakt-freien Abbildung als Standard in der HNO Diagnostik dienen könnte. Diese Vorteile sind somit auch für die Diagnostik bei Kindern von erheblichen Vorteil, falls erforderlich. Eine Einbindung der DVT-DICOM-Datensätze in alle gängigen Operations-Navigationsgeräte ermöglicht ein navigationsgestütztes operatives Vorgehen.


Priv.-Doz. Dr. med. Christoph Bergmann
HNO Praxis Ruhr
Bocholder Str. 2
45355 Essen

Referenzen:

[1] M. Bremke, R. Leppek, J. A. Werner: Die digitale Volumentomographie in der HNO-Heilkunde. In: HNO. Volume 58, Number 8, 2010, S. 823–832.
[2] Godbersen: Digitale Volumentomographie, Diagnostische Chancen in der HNO- Heilkunde. In: HNO-Nachrichten. 6-2009, S. 46–53.
[3] Koivisto J, Wolff J, Järnstedt J, Dastidar P, Kortesniemi M: Assessment of the effective dose in supine, prone, and oblique positions in the maxillofacial region using a novel combined extremity and maxillofacial CBCT scanner. Oral Surg Oral Med Oral Pathol Oral Radiol. 2014; 118(3):355-62.