Perspektive DVT –
„Flächendeckender Einsatz des DVT“
Dr. med. Michael Schaufler · GelenkCentrum30
In Fellbach, an der nordöstlichen Stadtgrenze Stuttgarts, behandelt das GelenkCentrum30 Patienten mit operativer und konservativer Kompetenz auf höchstem Niveau. Der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Dr. med. Michael Schaufler, leitet die Privatpraxis, deren diagnostische Tätigkeit sich zunächst auf das klassische Röntgen und die Sonographie beschränkte.
Im November 2019 entschied sich der Facharzt, sein Diagnostikspektrum mit dem SCS MedSeries® H22 zu erweitern. In einem kurzen Interview haben wir mit ihm über die 3-D-Schnittbildgebung gesprochen. Zusätzlich dazu möchte Herr Dr. Schaufler mit seinem Fachartikel „Die SCS Bildgebung im Bereich der oberen HWS“ gesondert über den Einsatz des Systems in der O&U informieren.
Ein großer Gewinn für die Traumadiagnostik
„Eine ergänzende bildgebende Diagnostik im Schnittbildverfahren habe ich schon immer als sinnvoll betrachtet. Mich hat gestört, dass der Patient häufig nicht gleich einen Termin bekam und ich ihn zwei Wochen nach seiner initialen Vorstellung in der Praxis erst wieder gesehen habe. Diese lange Verzögerung, die dadurch entstand, dass der Patient die Aufnahmen in einer anderen Einrichtung anfertigen lassen musste, fiel mit der Implementierung der SCS Bildgebung endlich weg. Inzwischen ist sie aus unserem klinischen Alltag nicht mehr wegzudenken“, erzählt Herr Dr. Schaufler über die Hintergründe zur Entscheidung, das DVT für seine Praxis anzuschaffen. Er schätzt dabei nicht nur die hochauflösenden Bilder, die in der Fraktur- und Traumadiagnostik besonders wertig sind, sondern auch das leichte Handling des Systems: „Meine Kollegen und Mitarbeiter empfinden die Handhabung als deutlich angenehmer.“
Bei den Patienten stößt das DVT ebenfalls auf positive Resonanz: „Es kommt wirklich gut bei den Patienten an. Für sie ist es wichtig, dass man ihnen den Befund verständlich erklärt – mit den Aufnahmen aus der SCS Bildgebung ist dies auch ganz leicht möglich. Oftmals begrüßen wir Patienten in unserer Praxis, auf dessen herkömmlichen Röntgenbildern aus der Klinik oder anderen Praxen nichts zu sehen ist, während die anschließende DVT-Aufnahme ganz eindeutig eine Fraktur sichtbar macht.“
Eine solch genaue Diagnostik, die zudem dafür sorgt, dass langwierige Terminketten entfallen, schlägt auch unter den Patienten Wellen. So berichtet Herr Dr. Schaufler, dass viele Patienten ihre Familienmitglieder über die Möglichkeit der DVT-Untersuchung informieren, woraufhin diese gezielt das GelenkCentrum30 aufsuchen. Für viele Praxisinhaber stellt sich zunächst die Frage, ob sich die Anschaffung überhaupt lohnt. Für den Facharzt, der seit der Implementierung sogar noch neue Patienten allein durch das DVT hinzugewinnen konnte, hat sich die Installation gelohnt.
Ein breites Indikationsspektrum für individuelle Fälle
Die Indikationen, bei denen die 3-D-Schnittbildgebung Anwendung findet, sind im GelenkCentrum30 vielfältig. Bei allen Fragestellungen, bei denen sich das Team mit der Knochenheilung in den Extremitäten auseinandersetzt, kommt das System zum Einsatz. Als Facharzt mit Schwerpunkt an den großen Gelenken, speziell dem Knie- und Sprunggelenk sowie der Schulter, schätzt er das große Indikationsspektrum und die Möglichkeit zur belasteten Aufnahme sehr.
„Wir sehen Veränderungen im DVT einfach viel früher und zuverlässiger. Speziell bei Frakturen, bei denen nicht ganz klar ist, ob eine knöcherne Durchbauung stattfindet oder nicht, nutzen wir es ganz häufig – und auch bei der Beurteilung der Strukturen am einliegenden Metall. Im CT oder im Kernspintomographen ist dies so nicht möglich. Wir wenden es sogar bei der Frage nach Prothesenlockerungen an. Das ist einfach sagenhaft, dass wir genau in diesen Bereich jetzt einen Einblick haben, den wir sonst nur schwer einsehen können.“
Unverzichtbar in der eigenen Diagnostik
Einer Praxis, die sich auf Traumatologie spezialisiert hat, die Wert darauflegt, Patienten möglichst umfassend und persönlich aus einer Hand zu betreuen, legt Herr Dr. Schaufler die Implementierung der SCS Bildgebung ans Herz. Für ihn ist es in ganz vielen Fällen die bessere Diagnostik im Vergleich zum Nativröntgen und eine vernünftige Alternative, wenn man vermeiden möchte, dass Patienten zur weiterführenden bildgebenden Diagnostik aus der Praxis weggeschickt werden müssen. Im GelenkCentrum30 ist das DVT zu einem Instrument geworden, das das Team im Arbeitsalltag nicht mehr missen möchte – egal ob konservative Therapie, Operationsplanung am Vorfuß, Beurteilungen von Frakturfolgen oder bei traumatologischen Fragestellungen und Prothesenlockerungen.
Einleitung
In der orthopädisch-unfallchirurgischen Praxis ist die klassische konventionelle 2-D-Röntgenaufnahme heute wohl noch das häufigste Verfahren zur Abklärung der knöchernen Verhältnisse im Bereich der HWS. Das konventionelle Röntgen wird nach Unfällen und Verletzungen eingesetzt, aber eben auch zur Primärdiagnostik bei sonstigen Veränderungen im Bereich der HWS, insbesondere beim älteren Patienten.
Trotz der inzwischen breiten Verfügbarkeit der Kernspintomographie werden auch heute noch klassische Röntgenaufnahmen angefertigt und sei es nur aus forensischen Gründen. Ein Grund liegt also darin, dass ein Behandler durch die Röntgenaufnahme ausschließen möchte, einen relevanten Schaden, wie z.B. eine Fraktur oder eine andere Gefahrenlage zu übersehen und dafür möglicherweise in Haftung genommen werden kann. Selbstverständlich ist es auch wichtig sicherzustellen, dass z.B. der Verdacht auf Vorliegen einer funktionellen „Blockierung“ sich nicht als Fehlinterpretation einer Blockwirbelbildung oder einer funktionellen arthrotisch bedingten Einsteifung der kleinen Wirbelgelenke herausstellt und einer nutzlosen oder gar schädigenden „mobilisierenden Therapie“ zugeführt wird.
Ein anderer Grund liegt sicherlich in der unmittelbaren Verfügbarkeit. Hinzu kommt, dass zahlreiche medizinische Klassifikationen auf konventionellen Röntgenaufnahmen beruhen.
Der "Gamechanger"
Seit einigen Jahren hat sich die sogenannte „Cone Beam Computertomographie“ (CBCT) / Digitale Volumentomographie (DVT) bei Anwendungen im Bereich der Zahnmedizin, MKG-Chirurgie und HNO-Heilkunde als bildgebendes Standardverfahren zunehmend und beinahe flächendeckend durchgesetzt. Nicht zuletzt durch das Engagement des BVOU ist das Verfahren zwischenzeitlich auch im Bereich der Orthopädie und Unfallchirurgie seit ca. 10 Jahren im Einsatz, fest etabliert und wird sich aufgrund der genannten Vorteile voraussichtlich zunehmend flächendeckend ausbreiten. Durch den Erwerb einer entsprechenden Fachkunde durch z.B. im Bereich der Anwendung von Röntgenstrahlen bereits qualifizierte Orthopäden und Unfallchirurgen ist der Betrieb im niedergelassenen Bereich grundsätzlich problemlos möglich.
Zur methodischen Einordung des neuen Verfahrens schreibt die Strahlenschutzkommission im Jahr 2015: „Da sowohl CBCT als auch konventionelle CT (heute fast ausschließlich Multidetektor-CT, MDCT) computertomographische Methoden sind, ist es schwer, ein Merkmal zu definieren, das beide Methoden klar voneinander unterscheidet.“
Die Vorteile des Verfahrens liegen in seiner – sogar im Vergleich zum herkömmlichen MDCT – überlegenen Ortsauflösung bei deutlich reduzierter Strahlenbelastung, die bei modernen Untersuchungsprotokollen im oder unter dem Bereich der konventionellen Röntgendiagnostik liegen können. Dies gilt besonders dann, wenn Aufnahmen in mehreren Ebenen / Projektionen angefertigt werden müssen (Nardi 2018): „In head and cervicall spine scans, the effective dose of CBCT was evidently lower (around one-tenth) than MSCT. CBCT showed superior spatial resolution (MTF) but inferior CNR than MSCT).” (18)
Ein Blick in den Praxisalltag zeigt die Wertigkeit der DVT im Bereich der HWS, was nachfolgend an zwei exemplarisch ausgewählten Fallbeispielen eindrucksvoll verdeutlicht wird. Das bei den nachfolgend aufgeführten Fallbeispielen eingesetzte DVT konnte zudem mit den SULD-Untersuchungsprotokollen („Super-Ultra-Low-Dose“) eine resultierende Dosis nachweisen, die das 2-D-Röntgen in 2 Ebenen unterbietet. (Quelle Artikel Koivisto et.al.)
Fazit
Der Einsatz der Nativ-Röntgendiagnostik ist zur Abklärung von knöchernen Veränderungen aller Art und Unfallfolgen im Bereich der oberen HWS eher ungeeignet.
Aus der Tatsache, dass diese Art der Bildgebung nach wie vor flächendeckend in vielen Fällen zum Einsatz kommt, in denen nach übereinstimmender Expertenmeinung entweder die Indikation für eine solche Untersuchung gar nicht gegeben ist, weil sozusagen nur ein „forensischer Standard“, in Anlehnung an die Ausführungen von Schönberger, befolgt wird, was zuallererst die Frage nach der Missachtung des Strahlenschutzes aufwirft, oder aber das Verfahren bei gegebener Indikation zur Abklärung der Fragestellung nicht oder höchst unzulänglich geeignet ist, ergibt sich eindeutig Regelungsbedarf.
Die DVT, als „HANDS-ON-CT“ in der orthopädisch-unfallchirurgischen Praxis, erweitert die möglichen Optionen, führt durch die hochauflösenden Schnittbilder zu einer deutlich verbesserten Beurteilungsfähigkeit bei gleichzeitig sehr geringer Dosis und definiert dadurch den gültigen medizinischen Standard neu.
GelenkCentrum 30 Fellbach
Dr. med. Michael Schaufler
Stuttgarter Str. 30
70736 Fellbach
www.gc30.de
Erschienen in: SCS Magazin | Ausgabe 10 | Frühjahr 2023