Perspektive DVT – Erfahrungen einer operativ und konservativ tätigen HNO-Gemeinschaftspraxis

Alexander SchmidtAllgemein, Erfahrungsberichte, Publikationen


Erfahrungsbericht

Perspektive DVT – Erfahrungen einer operativ und konservativ tätigen HNO-Gemeinschaftspraxis



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Seit 2012 verfügt die HNO-Gemeinschaftspraxis über den digitalen Volumentomographen (DVT) SCS MedSeries® H23, mit welchem bis dato etwa 5.000 DVT-Diagnostiken durchgeführt wurden.


Die HNO ÄRZTE ASCHAFFENBURG führen eine überörtliche HNO-Gemeinschaftspraxis an zwei Standorten in Aschaffenburg. Neun Kassenarztsitze verteilen sich auf fünf Inhaber und vier angestellte HNO-Fachärzte/innen. Es werden jährlich über 50.000 ambulante Patienten an beiden Standorten behandelt. Das Spektrum erstreckt sich sowohl operativ als auch konservativ über das nahezu komplette Fachgebiet. In der Belegklinik werden ca. 1.400 stationäre Operationen in Vollnarkose durchgeführt und in der angeschlossenen Praxisklinik ca. 1.500 ambulante Operationen in Vollnarkose und Lokalanästhesie. 

Das Ziel dieses Erfahrungsberichts ist die Beurteilung der Darstellung der diagnostischen Aussagekraft und die Anwendungseignung der DVT, als 3-D-Schnittbildgebung in der Schädeldiagnostik im Alltag einer HNO-Praxis.


Freitag, 20.09.2019


Die Aufnahmen werden zum Teil auch für die Durchführung von navigationsgestützten Operationen der Nasennebenhöhlen und der vorderen Schädelbasis genutzt. Somit besteht eine langjährige Erfahrung in der Durchführung, Befundung und Verwendung von DVT-Aufnahmen mit dem SCS DVT.

Das SCS MedSeries® H23 DVT erstellt hochauflösende und nahezu artefaktfreie 3-D-Röntgenaufnahmen in 19 verschiedenen Volumengrößen – von der Größe einer Kreditkarte bis hin zum gesamten Schädel. Hierdurch ist eine fragestellungsabhängige Einblendung des angewendeten Strahlenbündels gewährleistet. Während der Aufnahme bewegen sich Röntgenquelle und Detektor um das zu untersuchende Volumen. Daraus wird eine Serie hochauflösender Schnittbildaufnahmen erstellt, aus welchen anschließend das 3-D-Volumen berechnet wird. Die Aufnahmezeit beträgt nur wenige Sekunden, während der Patient, wahlweise im Stehen oder Sitzen, angenehm positioniert ist.

Mit einer isotropen Auflösung von 75 μm ist das SCS DVT in der Lage, feinste Strukturen in der zu untersuchenden Körperregion abzubilden. Diese Besonderheit stellt die erforderliche diagnostische Sicherheit für den behandelnden Arzt und den Patienten gleichermaßen sicher. Die um mindestens 50% verringerte Strahlenbelastung, im Vergleich zur klassischen Computertomographie [1] bei signifikant höher Bildauflösung, erklärt die Einzigartigkeit dieses Diagnostiksystems. So gewährleistet das SCS DVT die Einhaltung der nach § 8 StrlSchG geforderte maximal mögliche Reduktion der Strahlenexposition analog dem ALARA-Prinzip (ALARA: As Low As Reasonably Achievable).

Mit Erlangen der DVT-Fachkunde, die zur 3-D-Teilgebietsradiologie ermächtigt, kann der behandelnde HNO-Arzt die erforderliche und sofort verfügbare Diagnostik beim ersten Patientenbesuch durchführen und anschließend die Therapieplanung einleiten. Die zahlreichen Einsatzmöglichkeiten erstrecken sich beispielsweise von der Diagnostik der Nasennebenhöhlen, der vorderen knöchernen Schädelbasis, des Ohrschädels und der knöchernen Laterobasis über das Grenzgebiet zwischen HNO- und Zahnheilkunde bis hin zur ästhetischen Chirurgie der Nase. Zudem besteht die Möglichkeit der Erstellung eines navigierbaren DICOM-Datensatzes, in diesem Fall für die Verwendung mit einem Navigationssystem der Firma Storz.

Im Folgenden werden drei Beispiele aus der täglichen Praxis vorgestellt.


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Abbildung 1 – Intratympanales Cholestetom rechts mit später intraoperativ bestätigter Arrosion der Ossikelkette und Ausdehnung ins Mastoid, ebenso mit Knochendestruktion.


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Abbildung 2 – Von der linken Kieferhöhle ausgehender Choanalpolyp mit Ausdehnung bis in den Mesopharynx, insbesondere in der 3-D-Darstellung gut nachvollziehbar.


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Abbildung 3 – Eine der Stärken des DVT: detaillierte Befunde im Grenzgebiet zur Zahnheilkunde. Hier eine kleine Zyste in der linken Kieferhöhle und ein vorgeschobener Molar mit entsprechendem endoskopischem Bild, dieser jedoch ohne Krankheitswert.


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Abbildung 4 –2. multiplanare Darstellung inklusive Endoskopie



Eine genaue Betrachtung der o.g. Praxisbeispiele zeigt, dass sich mit dem SCS DVT auch komplexe Fragestellungen sicher beantworten lassen. Dafür sorgt die multiplanare und hochauflösende Darstellung der 3-D-Aufnahmen, mit der selbst feinste Strukturen dargestellt werden können. In Kombination mit der äußerst geringen Strahlenbelastung im Bereich der täglichen terrestrischen Strahlungsdosis, erklärt dies die Leistungsfähigkeit des SCS DVT, und schließlich, warum dieses die Referenzklasse für die 3-D-Diagnostik im humanmedizinischen Bereich darstellt.

Zusammenfassung

Der Einsatz der digitalen Volumentomographie hat sich als unverzichtbares diagnostisches Verfahren in der HNO-Gemeinschaftspraxis etabliert. Das medizinische Assistenzpersonal machte sich schnell und sicher mit der Bedienung des Systems vertraut und der Patient honoriert die schnell verfügbare 3-D-Diagnostik mit angenehmer Aufnahmepositionierung ohne enge Platzverhältnisse und geringer Strahlenbelastung. Im Ergebnis erhält der Arzt eine äußerst genaue und schnelle Bildgebung, die sich reibungslos in den Praxisalltag integrieren lässt. Im Rahmen der erworbenen DVT-Fachkunde kann der HNO-Arzt 3-D-Aufnahmen mit dem DVT eigenständig indizieren, durchführen und unter Anwendung der CT-Ziffern nach GOÄ abrechnen.

Literatur

Koivisto, J. et al.: Assessment of the effective dose in supine, prone, and oblique positions in the maxillofacial region using a novel combined extremity and maxillofacial cone beam computed tomography scanner, Oral Surgery, Oral Medicine, Oral Pathology and Oral Radiology, Volume 118, Issue 3, 355 - 362