Perspektive DVT – Stellenwert der DVT in der traumatischen und posttraumatischen Knie-Diagnostik

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Perspektive DVT – Stellenwert der DVT in der
traumatischen und posttraumatischen Knie-Diagnostik



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Abbildung 1: Postoperative Kontrolle nach Bohrkanalauffüllung bei VKB-Transplantatinsuffizienz


Freitag, 29.11.2019


Die tägliche orthopädische und unfallchirurgische Praxis verlangt eine flexible, schnelle und insbesondere in ihrem Informationsgehalt sichere Extremitätendiagnostik. Dieser, unter den behandelnden Orthopäden und Unfallchirurgen sicherlich unstrittige Anspruch wird aber nun zunehmend durch den betroffenen Patienten formuliert, um eine zeitnahe private und berufliche Reintegration zu ermöglichen. Ergänzend kommt die seit dem 01.01.2019 gesetzlich vorgeschriebene maximal mögliche Reduktion der Strahlenbelastung. So sollte eine ideale Bildgebung eine hohe Bildqualität mit einer möglichst geringen Strahlenbelastung vereinen.

Der digitale Volumentomograph (DVT; wissenschaftlich als Cone Beam CT bezeichnet) SCS MedSeries® H22 ist das derzeit einzige System, dass alle zuvor genannten Forderungen an eine Bildgebung in der Extremitätendiagnostik erfüllt sowie gleichzeitig mit vorliegender DVT-Fachkunde von Orthopäden und Chirurgen eigenständig angewendet wird. Das SCS DVT findet derzeit an ca. 50 Standorten in Deutschland seinen täglichen Einsatz und ist durch seine Eigenschaften in der Orthopädie und Chirurgie unverzichtbar geworden [1, 2, 3]. Seit 2015 steht im Orthopaedicum Coesfeld ein solches Gerät zur differenzierten bildgebenden Diagnostik zur Verfügung. Im Folgenden werden die wesentlichen Eigenschaften des SCS DVT sowie die Erfahrungen in der traumatischen und posttraumatischen Knie-Diagnostik erörtert.

Der DVT SCS MedSeries® H22 entspricht einer 3-D-Schnittbildgebung. Das System erzeugt auf einer zirkulären Bahn eine große Anzahl von Projektionsaufnahmen, aus welchen unmittelbar im Anschluss ein 3-D-Volumen des zu untersuchenden Körperteiles berechnet wird. Die Strahlenbelastung für den Patienten ist mit dem SCS DVT um bis zu 92% gegenüber der einer klassischen CT reduziert [4, 5, 6, 7] und kann unterhalb der des 2-D-Projektionsröntgen eingestellt werden [8]. Somit kann das SCS MedSeries® H22, mit dem Strahlenschutzgesetz konform, auch als Primärdiagnostik angewendet werden.

Die Schnittbilder des SCS DVT zur Extremitätendiagnostik stehen dem behandelnden Orthopäden oder Chirurgen innerhalb von 3 bis maximal 5 Minuten multiplanar zur Verfügung, wobei die reine Aufnahmedauer 18 Sekunden und die für eine Cone Beam CT erforderliche computergestützte Rekonstruktion ca. 40 Sekunden benötigt. Die Aufnahmen dürfen von dem Orthopäden und Chirurgen mit vorliegender DVT-Fachkunde eigenständig oder durch das radiologische Assistenzpersonal mit 20-stündiger Weiterbildung auf Anweisung durchgeführt werden. Die DVT-Fachkunde wird von einem Orthopäden und Chirurgen durch Teilnahme an einem 4 bis 8 Stunden (je nach Kursmodell) andauernden DVT-Spezialkurs sowie durch Absolvierung einer Hospitation zur Erlangung der DVT-Sachkunde erworben.

Zwei weitere wichtige Vorteile bietet das SCS MedSeries® H22. Zum einen ist eine isotrope Auflösung von 0,2 mm möglich, welche gerade in der Beurteilung diffiziler Knochen- und Gelenkstrukturen, wie dem Handwurzelbereich, von Vorteil sind. Zum anderen können mit dem SCS MedSeries® H22 im Gegensatz zum herkömmlichen CT im Bereich der unteren Extremität Aufnahmen unter Belastung erfolgen. In der therapeutischen Beurteilung einer partiellen Coalitio können somit wertvolle Informationen gewonnen werden.

In der traumatischen und posttraumatischen Diagnostik des Kniegelenkes ergeben sich zahlreiche Indikationen für das SCS DVT. Haupteinsatzgebiet in der Traumatologie ist sicherlich die Beurteilung einer möglichen knöchernen Verletzung, die sich in der konventionellen Röntgendiagnostik nicht hinreichend darstellen lassen. Gerade in der Beurteilung der Hand- und Fußwurzelregion werden sonst übersehene Frakturen des Kahnbeins sowie des Talus/Calcaneus sicher nachgewiesen. Aber auch in der Beurteilung der Fragmentstellung kann das SCS DVT H22 wertvolle Informationen liefern zur Festlegung eines konservativen versus operativen Therapieverfahrens. Durch die hohe Bildauflösung können auch kleinste freie Gelenkkörper nachgewiesen werden. Im Rahmen der radiologischen Verlaufskontrollen bei konservativer wie operativer Frakturbehandlung kann mit dem SCS MedSeries® H22 die knöcherne Konsolidierung sicher beurteilt werden, was die weitere Therapieplanung erheblich vereinfacht und das Outcome verbessert. Weitere Indikationen für das SCS DVT im klinischen Alltag liegen in der Abbildung des Gelenkstatus ohne Informationsverluste durch Projektionen, der Arthrosebeurteilung, der Knorpel- und Bandbeurteilung nach Kontrastmittelgabe in das Gelenk sowie der präoperativen Planung (z. B. bei komplexen Fußdeformitäten). Die Untersuchung von Endoprothesen mit dem SCS DVT zur Lockerungsdiagnostik ist infolge der nahezu artefaktfreien Darstellung der Grenzflächen zwischen Knochen und Prothese ungehindert und multiplanar möglich. Auch in der Rheumatologie finden sich eine Reihe von Indikationen für das SCS DVT H22, bedingt durch seine sehr hohe Bildauflösung von 0,2 mm (z. B. Früharthritis)

Im Folgenden werden exemplarisch Anwendungsfälle des SCS DVT aus dem täglichen Einsatz aufgeführt.



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Abbildung 1: Postoperative Kontrolle nach Bohrkanalauffüllung bei VKB-Transplantatinsuffizienz


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Abbildung 2: Laterale Tibiaplateaufraktur


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Abbildung 3: Knöcherner hinterer Kreuzbandausriss tibial


Das SCS MedSeries® H22 ist in der Orthopädie und Chirurgie zu einer unverzichtbaren Diagnostik mit sehr breitem Indikationsspektrum bei hoher Strahlenhygiene geworden. Orthopäden und Chirurgen können das System nach Erwerb der DVT-Fachkunde eigenständig anwenden bzw. die Aufnahmen durch das radiologische Assistenzpersonal durchführen lassen. Innerhalb von maximal 5 Minuten stehen die mit 0,2 mm hochaufgelösten, multiplanaren Schnittbilder am Befundmonitor zur Verfügung, sodass der Patient nicht mit einer Überweisung zum Radiologen, sondern mit dem Therapieplan in den Händen die Praxis verlässt. Die hohe diagnostische Kompetenz bei gleichzeitig niedriger Strahlenbelastung, die unter dem 2-D-Röntgen eingestellt werden kann [8], ist ebenso von Vorteil wie die für den Patienten zeitnahe Verfügbarkeit. Neben den unbestrittenen medizinischen Vorteilen ermöglicht die DVT-Diagnostik (CBCT) mit dem SCS MedSeries® H22 bei einer Abrechnung nach GOÄ unter Anwendung der CT-Ziffern, eine hohe Wirtschaftlichkeit im alltäglichen Praxisablauf.


Quellen:

[1] https://www.bvou.net/aus-der-diagnostischen-kette-nicht-mehr-wegzudenken/?parent_cat=; Bericht vom 24.09.2019

[2] J. Petermann: „Die digitale Volumentomographie - Fünf Jahre Erfahrung in einer unfall- und gelenkchirurgischen Praxis“, CHAZ, 9. Heft, Dr. R. Kaden Verlag, 2018

[3] T. Ebinger: „Digitale Volumentomographie-Diagnostik in der Handchirurgie“, CHAZ, 5. Heft, Dr. R. Kaden Verlag, 2019

[4] Prof. Dr. M. Fiebich: 360-Grad-Betrachtung der DVT in der O&U - Höchste Strahlenhygiene in der 3-D-Hochkontrast-Extremitäten-Diagnostik, Orthopädie und Unfallchirurgie – Mitteilungen und Nachrichten, Ausgabe 3/19, 2019

[5] Juha Koivisto, Timo Kiljunen, Jan Wolff, Mika Kortesniemi; Assessment of effective radiation dose of an extremity CBCT, MSCT and conventional X ray for knee area using MOSFET dosemeters. Radiat Prot Dosimetry 2013; 157 (4): 515-524. doi: 10.1093/rpd/nct162

[6] Juha Koivisto, Timo Kiljunen, Nils Kadesjö, Xie-Qi Shi and Jan Wolff: Effective radiation dose of a MSCT, two CBCT and one conventional radiography device in the ankle region, Journal of Foot and Ankle Research (2015) 8:8

7] Juha Koivisto, Maureen van Eijnatten, Timo Kiljunen, Xie-Qi Shi, Jan Wolff; Effective Radiation Dose in the Wrist Resulting from a Radiographic Device, Two CBCT Devices and One MSCT Device: A Comparative Study, Radiation Protection Dosimetry, Volume 179, Issue 1, 1 April 2018, Pages 58–68

[8] Neubauer J, Benndorf M, Reidelbach C, Krauß T, Lampert F, et al. (2016) Comparison of Diagnostic Accuracy of Radiation Dose-Equivalent Radiography, Multidetector Computed Tomography and Cone Beam Computed Tomography for Fractures of Adult Cadaveric Wrists. PLOS ONE 11(10): e0164859. doi: 10.1371/journal.pone.0164859